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Ghostwriter-Berlin
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Leseproben

Seelenheil

Kerzenschein liegt in der Luft
und ein Gesicht tanzt schemenhaft
auf blutverschmiertem Fels.
Der Mund klafft weit,
entstellte Lippen formen quälend
Schmerz und Bitterkeit.

Und wie im dunst'gen Lichte bleichend,
einsam, ohne Trost und über
hingestrecktem Leib sich wiegend,
beklagt es laut der toten Liebsten Mal.

„Kein Licht am Horizont,
kein Stern der bricht die Dunkelheit.
O, Engelsscharen kommt,
vertreibt die düst'ren Schatten mir
und sammelt euch vor ihrem Leib!
Streckt aus ins Dunkle eure Macht
und hebt sie aus dem Schattenreich
als brause Feuer in der
sturmzerfetzten Nacht!“

Der Klageruf verhallt und
Stille schwelt im fahlen Licht
tief unten aus Gewölben toter Macht.
Sie schwingt sich drohend auf,
stößt hart auf Schmerz, auf kalten Fels,
verschlingt den süßen Kelch,
die Fieberglut, den Sturm,
der Hoffnung trieb ins Blut.

Da fährt ein stummer Schrei durch
diese Qual, wie Stürme sterbend fallen,
und das Gesicht auf blut'gem Fels,
von Seelenqual und Schmerz entstellt,
sinkt trostlos nieder auf den bleichen Leib.
Nun taumeln die Gedanken zeitlos,
wirr im Geist der Körper schwankt,
gebeugt, gequält, von Dunkelheit
und Kälte fest umhüllt, bis dass der
letzte Stern vergeht und zartes Licht
die Düsternis des grausen Ortes bricht.

Und plötzlich birst das Erdreich auf,
wo vorher blut'ger Fels
in fahlem Kerzenschein
mit Tod und Trauer eng verwoben.
Und wilde Rosen ranken aus den Tiefen
toter Macht, umschließen dicht gedrängt
den Ort des Todes, den Liebenden
in ewig blühend Grab zu betten.

Was die Menschen bewegt

Ob die Welt sich noch dreht,
wenn die Gewalt will nicht enden,
wenn das Leben wird sterben
und mit Waffen man schnell noch
um den Frieden will werben?

Wird sie sich noch drehen,
wenn Feuerstürme den Himmel umwehen,
wenn keine Tränen mehr fließen,
weil man das Leid wird aus Kübeln gießen,
wenn der Regen vergeht
und der Hunger nagt im Gedärm,
wenn der Tod durch die Straßen streift
und die Menschen fallen wie Fliegen?

Man sucht die Antwort, scheint so gescheit.
Doch der Menschen Heere steh`n bereit,
um weder Mitleid noch Gnade zu bringen,
sondern in heiliger Rüstung dem jeweils
anderen Gott ihre Wahrheit aufzuzwingen.
Sie türmen Leichenberge zu hauf,
bauen Macht und Einfluss darauf auf,
knechten und rauben, um dem Joch
die Ewigkeit einzuhauchen.

Und ob dann die Welt sich noch dreht,
wird die Menschen nicht scheren.
Sie werden in ihren Gräbern logieren,
bis ein neues Geschlecht
beginnt dies grausame Geschäft.

Feuersturm

Still ragt der Wald,
von geisterhaftem Nebel fest umhüllt.
Das Leben darin war verstummt,
verbarg sich tief in Höhlen,
unter rankendem Geäst und zwischen
wirr verzweigtem Wurzelwerk.

Und dort, wo vorher Farn mit hohem Gras
und dornigem Gestrüpp verwoben,
wo lieblich süßer Duft von wilden Rosen
lockte, da war das Erdreich aufgebrochen,
die Wurzelstöcke freigelegt und
pestiger Gestank von faulem Fleisch
erhob sich über waffenstarrendem Gewand.

Doch furchtlos aufgestellt am Rand
der grauen Düsternis, die Feen von Atragon,
bereit, beim ersten Sonnenstrahl
die finstere Brut des Sartos
tödlich zu umarmen.

Kein Zweifel hegte ihre Herzen
noch Mitleid oder Gnade gar.
Erhaben standen sie, die Hüter allen Seins,
die Reihen fest gefügt und tief beseelt im
Geist, die Schlacht zum Sieg zu führen.

Als dann der letzte Stern im Nichts
verschwand, als zartes Licht
den düst'ren Ort beschien,
da schlugen sie im Takt die Schilde
mit dem Schwert und raues
Schlachtgebrüll erhob sich tosend
über Taurons Buchenwald.

Noch war der Schlachtruf nicht verhallt,
da ließ das Feenheer die Feuerstürme los.
Aus dunklen Wolken brach der
Flammenschwall und Todesstille sank im
Widerschein der feurigen Gewalt auf
Blätterkronen,dorniges Gestrüpp
und Wurzelwerk.

Nichts schien dem Flammenmeer
zu widerstehen. Wo lodernder Canto
die hölzernen Giganten peitschte
und flirrend heiße Feuersbrunst
das Morgengrau zum lichten Tag erhob,
stieg dichter Rauch und beißender Gestank
von seelenlosem Fleisch in heiße
Wolkentürme auf.

Kein Fußbreit wichen sie,
die Feen von Atragon – gewillt,
den infernalen Ort mit Blut zu löschen.
Doch als der graue Vorhang sich verzog
und nur noch Ascheregen flockend
über heiße Ebnen zog, trat aus der
atemlosen Glut das Heer des Sartos.
Die gegen jeden Tod gefeite Wächterbrut.

Nur dafür wurdest du geboren

Still war der Morgen, totenstill.
Das Land gebar nur Nebel – düster,
schaurig, alles Leben schwieg,
und in den Feldern lag versteckt
ein sanftes Windgeflüster, noch.

Und dort wo Adinofis stand,
inmitten tausendfacher Ähren,
die in den Himmel ragten auf,
hallte ihrer Mutter Stimme in ihr nach:
„Der Menschen Rettung sollst du
sein, nur dafür wurdest du geboren.“

Da schrie sie auf:
„Nur dafür, zu mehr nicht?
O Mutter, komm' zurück!
Soll das mein Schicksal
sein, meine eherne Pflicht?
Was ist mit meiner Liebe, sprich?!
Ist sie nur Illusion für mich?“

Vom Zorn übermannt, der wie
ein Vulkan erbricht seine Glut,
entlud sich im Zepter, das sie
gen Himmel hielt in der Hand,
der blendend heiße Strahl
ihrer rasenden Wut.

Und im Widerschein dieser magischen
Gewalt zog ein grollend Sturm in dunkle
und Bäume, Wurzelwerk
der blendend heiße Strahl
und Erdreich mit, zu hauf.

Und weit von ihr entfernt
die Berge wankten, und in die Täler
donnernd stürzten Felsgiganten.
Flüsse, Seen wogten schäumend
an den Himmelsrand und jedes
Leben starb im Umkreis,
wo ihr Zorn entbrannt.

Reglos stand sie, bleich und stumm.
Und tief in ihrer Seele blies ein Sturm,
als wollten alle Welten-Winde
der Mutter Worte lösen aus
dem festen Gebinde.

Doch auf der verbrannten Erde,
wo ihre Hände, Kleid und Füße
rußgeschwärzt selbst eignem
Zorne widerstanden,
da fand sie keinen Ausweg,
ihrem Schicksal zu entgehen.

So ließ sie ab von aller Wut
und ihres Zepters magischer Glut,
sank weinend zu Boden,
fühlte sich trostlos und leer,
und die Tränen in ihrem Schoß
wogen wie Steine so schwer.

Und als all der Schmerz war endlich
verflogen und des Schicksals Härte
sich mit ihrem Herzen hatte verwoben,
entstieg ein Leuchten der kühlen Erde
sanft, und trug sie nach Hause,
zu beenden ihren schrecklichen Kampf.

Dunkler noch als jede Nacht

Rot wie Blut floss das Wasser
in breiten Rinnsalen
und Menschen hetzten schreiend
durch den grauen, windgepeitschten Tag.
Sie flohen vor dem Tod,
der über ihnen hing in mächtigem Gewand
und der noch dunkler ward
als jede sternenlose Nacht.

Kein Stein war groß genug,
dahinter Schutz zu finden.
Kein Loch so tief, sich sicher
zu verbergen.
Wo seine Sichel siegreich war,
wo Schmerz und Qual von Stille
eingeschnürt in stinkenden Kloaken
tief versank, ließ widerlicher
Leichendunst den Atem stocken,
dass Blut und Herz zum Stillstand kam.

Doch plötzlich war vergessen jeder Schmerz,
die Angst und all das Fluchtgetümmel,
entsetzt der Blick auf einen Berg aus Leichen.
Ein leises Wimmern drang daraus hervor,
das ohne Hoffnung schien,
dem Einen zu entkommen,
der mächtig war und dunkler noch
als jede sternenlose Nacht.

Das Zepter der Macht

Einst war es gefürchtet bei allen Feinden,
das Zepter der Macht, das Adinofis'
Mutter auf einem schwarzen Berg
geschmiedet hat.

Durch einen mit Feuer und Rauch
gefüllten Kamin stieg sie in die Erde
hinab und hat mit bloßen Hände
feuriges Gestein ans Licht gebracht.

Die Form war ein Blitz, zwei Ellen lang,
vor der Glut war ihr nicht bang.
Sie war eine Fee, die erste ihrer Art,
und ihre Bestimmung war es,
zu schmieden das Zepter der Macht,
selbst würde es dauern tagelang.

So goss sie die Glut in die Form hinein,
verschmolz den Knauf mit einem klaren
Kristall und goss ihr Blut darauf, damit es
werde ein magisches Metall, ganz rein.
Die Fee sah auf ihr Werk, befand es für gut,
entfernte die Form, die Reste von Blut
und schmiedete das Zepter der Macht,
bis sich spiegelte darin ihre Anmut.

Adinofis dachte daran, wie damals
alles begann – als das Böse herrschte
vierzig Jahre lang und dem Leben
seine Macht aufzwang.
An die verlorenen Schlachten und die vielen
Toten, die Moore und Sümpfe
wieder ans Tageslicht brachten.
Und an das Blut, das aus jedem Erdloch quoll
hervor, wie ein tollwütiger Tumor.

Sie schwor ihrer Mutter, die längst war tot,
zu rächen das vergossene Blut und
zu lindern den Schmerz dieser Welt,
bis keiner sich mehr erhebe auf dem
Rücken des anderen Not.

Adinofis' Geschenk

Dir wurde heut' ein Sohn geboren, Königin.
Willkommen soll er sein auf dieser Welt!
Und zur Erfüllung seines vorbestimmten
Schicksals, will ein Geschenk ich ihm
in eure Obhut nun erbringen.

Aus meinem Blut gefertigt,
soll dieser Ring durch wundersame
Kraft ein jedes Heer besiegen,
dass ihm nicht droht das gleiche
Schicksal alter, dunkler Macht.
Dreht er den edlen Stein in vollem Kreis,
kein Schwert noch and're Macht
kann dann verwunden seinen Leib
und das der Treuen, die ihm folgen.

Doch warn' ich ihn vor unbedachter Tat.
Denn nimmt er ab den Ring, gar wechselt
er in den Besitz zum Fürsten Rogan hin,
verloren ist des Ringes Macht,
verloren auch der Schutz im Augenblick.
Allmächtig wäre dann der Fürst,
zerstört die Welt, zerstört mein Volk
für alle Ewigkeit.

Auserwählt

Das Kind, dem ich das Lebenslicht
geschenkt, wird einst ein König sein.
So wird es folgen seinem Vater Argonat
in Güte, Weisheit und Gerechtigkeit.
Unübertroffen wird es sein an Mut
und Tapferkeit, das Schwert zu führen
gegen jeden Feind.

Wenn seine Zeit gekommen ist,
ein Heer zu rüsten, das dem
des Sartos ebenbürtig ist,
wird auch sein Schicksal sich erfüllen.
Denn es ist auserwählt von mir,
gepaart mit meiner Zauberkraft
das Ungeheuer Sartos zu vernichten,
samt seiner Höllenbrut.

Das Gewand der Wahrheit

Der Stoff, aus dem der Mensch
die Wahrheit webt, gleicht dem Gewand,
das er vor Angst und Kälte zitternd
sich schützend um die Schultern legt.

Denn wisst!
Es ist die Vielzahl seiner Art,
die ihn im Geist beschränkt,
in die er sinkt,
wenn menschlich Maß ihn dazu zwingt.

Doch wirft er ab das schützende Gewand,
entflieht der stumpfen Masse Wahrheit,
ein flammend Licht wird seinen Geist
erhellen, ins Dunkle schwinden Angst
und Hoffnungslosigkeit.

Die Weissagungen der Seherin Meriste

Berühre die Herzen der Menschen
und du gewinnst ihren Verstand!

Das Gewand der Wahrheit ist dunkel
für die Unwissenden, die Ängstlichen
und Hoffnungslosen.

Die Zeit bestimmt, wann eine Macht,
die Blut besudelt sich erhebt
auf einem Berg aus Leichen,
sich selbst verschlingt.

Solange der Mensch nicht Frieden
macht mit sich selbst,
wird er ihn anderswo nicht finden.

Einen Konkurrenten baut man nicht auf,
man hält ihn am Leben,
solange man ihn braucht.